Helden, Galerie Ruprecht, Obermühl
Elfriede Ruprecht-Porod
Wolf Ruprecht
Helga Schager
Herbert Schager
Astrid Esslinger
Veronika Merl
Zu den Arbeiten: univ.doz.rainer zendron
vizerektor, kunstuni linz
Wolf Ruprecht hat uns heute in seiner AutorInnengalerie zusammengerufen, damit wir uns gemeinsam mit sechs künstlerischen Positionen zum Thema „Helden“ auseinandersetzen.
Astrid Esslinger, Veronika Merl, Elfriede Ruprecht-Porod, Wolf Ruprecht, Helga Schager und Herbert Schager legen recht heterogene und vielschichtige Positionen zu dem Thema vor.
– Dies kommt nicht von ungefähr. Unsere durchrationalisierte, entsolidarisierte und zweckrational entzauberte Welt lässt uns vom Anderen träumen; von einer Gemeinschaft, in der wir Handlungsmächtigkeit erlangen können. Wenn sich unsere Träume vom kollektiven Ringen um eine bessere Welt nicht realisieren, dann wird man doch noch wenigstens vom einsamen Kampf gegen den Drachen phantasieren können.
Der mythische Heros ist mächtig. Aber was bedeutet es für ihn mächtig zu sein?
Heroische Macht ist nicht gleichzusetzen mit der Frage: Wer köpft wen – oder wer wird die Prinzessin heiraten?
Sie heisst vor allen anderen Dingen, den Tod nicht zu fürchten, nicht davor zurückzuschrecken das zu tun, was getan werden muss, sich keiner gegen sie gerichteten Feindseligkeit zu unterwerfen; sie heisst mit Freude auf die Siegesbeute zu verzichten.
Elfriede Ruprecht-Porod stellt die Kontextabhängigkeit des Heroischen ins Zentrum ihrer Arbeit. Wie sie, schenkt auch die griechische Mythologie dem Verhältnis von Mutter und Held besondere Beachtung. Denn der Heros, als Sohn der Göttin war in grauer Vorzeit eins mit der Natur. Im zyklischen Rhythmus erfüllt er seine Aufgabe sich fürs Ganze zu opfern, um im nächsten Jahr von neuem zu erstrahlen.
Wir begegnen den Prototypen dieser Lichtgestalt in der Antike, dem frühem Mittelalter und im Wilden Westen, denn das ureigene Aktionsfeld des Helden wächst auf gesetzesfreiem Boden. Hier agiert er als „interesselose“ Instanz, die nur einem „reinen, abstrakten“ menschlichen Ethos verpflichtet ist.
– Doch diese vermittelnde, unparteiliche Instanz stellt heute der Staat dar; – zumindest wird uns dies eifrig in der Schule vermittelt, drum müssen wir unsere Demokratie ja schliesslich auch in Afghanistan und Bagdad zum Wohl der ganzen Menschheit verteidigen.
Wo jedoch die herrschenden Verhältnisse all zu offensichtlich menschlichen Bedürfnissen und Regeln entgegenstehen, ist der Nährboden für Helden bereitet. Dies gilt heute gleichermassen für Sub-Komandate Marcos wie Osama Bin Laden.
Das der Nazistaat dieser „gedachten interesselosen menschlichen Ethik“ diametral gegenüber stand, verlangte somit nach „HeldInnen“, die der Barbarei entgegentraten, ohne Rücksicht auf ihre persönlichen Bedürfnisse. Helga Schager widmet diesen ihre Arbeit.
Herbert Schager hinterfragt die Rolle des Einzelnen in der Masse. Er untersucht Bilder von Aufmärschen am Heldenplatz und konterkariert sie mit kommerziellen Spielfiguren von Helden. Denn seit Marx ist deutlich, dass der Staat seine „neutrale Rolle“ auch in unseren Zeiten nicht zu erfüllen vermag. Vielmehr ist er ein Getriebener von herrschenden Interessen. Seine Transformation ist nötig: erst die politische Emanzipation der Menschen von den Menschen ermöglicht die wirkliche Befreiung. Doch die Ethik kann und darf nicht auf solch ferne Tage verschoben werden.
Die industrialisierte Organisation der Freizeit in unserer Konsumgesellschaft und die damit einhergehende Entfremdung von ihr, verstärkt die Abhängigkeit vom käuflichen „Geliebtwerden“. Passivität ruft gesteigerte Sucht nach Liebeszufuhr von aussen hervor und verhindert eigenes Aktivwerden. Einzig die zeitgeistig trivialisierten Helden sind in der Lage den Schein von Freiheit zu symbolisieren und so den Stau narzistischer Gefühle abzuführen, an denen unsere Gesellschaft krankt.
Wolf Ruprecht thematisiert in seinen Bildern solche Symbole zweifelhaften Heldentums. Auf Rohkarton gemalt, entspricht das Material dem trivialen Charakter der Heldendarstellungen unserer Zeit.
Die Sehnsucht nach Held-Sein verlagert sich zunehmend ins Feld des Medialen; die letzten gelebten Abenteuer werden neidisch via Fernsehn konsumiert. Analog zu Roman- und Filmhelden sind Astrid Esslingers Heldinnen Trägerinnen der Bildgeschichte. Ausgestattet mit Attributen der Mediengesellschaft wie Kamera oder Mikrofon lassen sie sich jedoch nicht vorführen, sondern gestalten initiativ ihr Leben.
Die heutige Alltags-HeldInnen zeichnen sich weniger dadurch aus, dass sie genau wissen was sie wollen, sondern vielmehr wollen sie, was sie wissen. Sie unterwerfen sich nicht den Normen der Tugend, denn diese kann nicht unabhängig von der Praxis definiert werden. Ethik taugt nicht für die Bewertung des oder der Anderen. Das bürokratische Bewusstsein will jedoch um jeden Preis die Verantwortlichkeiten festlegen, um Belohnung und Strafe auszuteilen. Veronika Merls Zeichnungen ironisieren daher, diese Konventionen und Tabus.
Unsere Gesellschaft hat aus der Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus gelernt, dass wir Helden gegenüber misstrauisch sein müssen. Doch die Ausstellung zeigt uns, dass es sich lohnt, die Charaktereigenschaften und Typologien der Heroen auf ihre Tragfähigkeit in unserer Zeit zu diskutieren, denn deutlich ist, das die Rechte mit flachgestrickten Abzugbildern von Helden operiert, die gerade den wesentlichen Merkmalen der mythologischen Heroen entgegenstehen: der Fundierung in sich selbst, und dem Gegensatz zum kanonisierten, gesellschaftlichen Kodex.
Leider braucht es noch viele kleine HeldInnen, um eine Gesellschaft zu erreichen, die endlich locker auf Heldenhaftes verzichten kann.











































































PRESSETEXT: Eine Arbeit Herbert Schagers veranlasste die Galerie Ruprecht sechs Künstler zu einer Ausstellung zum Thema Helden einzuladen. Was ist vom antiken Helden-Begriff nach jahrtausendelanger Verformung heute spürbar, sind die „Helden“ unserer Zeit reduziert auf Werbeträger für Ideologien, Religionen, Industrie und Wirtschaft?
Die Fotoserie „Helden“ von Herbert Schager zeigt Momentaufnahmen des Einzelnen in der Masse, sie handelt von der Geschichte der Massen auf dem Heldenplatz. Für die Ausstellung in Obermühl konterkariert er sie in einer Installation mit Spielfiguren und Comichelden. Ein Versuch, Ordnung in eine chaotische Welt zu bringen, was an sich schon heldenhaft ist.
Helga Schager bezieht sich in ihrem Ausstellungsbeitrag auf den 2. Weltkrieg und auf jene Personen, die den damals Verfolgten Unterschlupf gewährten und Leben retteten. Der Begriff „Helden“ wird durch das Wort „Zivilcourage“ ausgetauscht. In ihren Wort- und Satzcollagen geht es um das Aufzeigen von Hoffnung.
In den Bildern Wolf Ruprechts finden sich Symbole zweifelhaften Heldentums, kommentiert durch Farbe und Zeichnung. Er macht seine „Helden“ an ihren Attributen fest. Auf Rohkarton gemalt, entspricht das Material dem trivialen Charakter der Heldendarstellungen unserer Zeit .
Das Keramikobjekt Heldenmutter von Elfriede Ruprecht-Porod thematisiert den Beginn des sogenannten Heldenlebens. Zwei weitere Arbeiten beziehen sich auf die Tatsache wie präzise das Schicksal manchmal wirkt, um aus einem Durchschnittsmenschen einen Helden werden zu lassen.
Um sich im Alltag bewusst gegen gesellschaftliche Normen zu stellen bedarf es einer gewissen Heldenhaftigkeit. Diese Konventionen, Tabus und Widersprüchlichkeiten sind in Veronika Merls Zeichnungen ironisierend festgehalten. Ihr malerischer Beitrag nimmt sich eher unbeachteter (Architektur-) Elemente an, die dastehen wie vergessene Heldendenkmäler.
Die Figuren in Astrid Esslingers Malerei sind Heldinnen im formalen Sinn. Analog zu Roman- oder Filmhelden, sind sie die Täger der Bildgeschichte. Ausgestattet mit Attributen wie Kamera oder Mikrofon, werden sie allerdings nicht, wie die modernen Helden medialer Shows, vorgeführt, sondern benutzen diese für eine initiative Lebensäusserung.