Characterheads (1997, 1998, 1999, 2001, 2004)

„Character Heads“ on Herbert Schager’s new works

Herbert Schager began exploring the artistic possibilities of the computer at the very beginning of the period when a wider audience started becoming aware of this apparatus. The artist’s creative use of the computer, which has since become the central focal point of his work, is characterized primarily by diversity; filmic animations are created here as well as computer graphics and Internet projects.

For the exhibition at the gallery in Stifterhaus, Herbert Schager has concentrated entirely on one theme, with which he has been involved for some time already, and for which an abundance of material has been created. He has developed a kind of „picture series“ of representations of heads, which he calls portraits, and these convey, first of all, an enormous diversity of creative possibilities. The continous theme of representing human heads is never treated in a repetitive way, but rather each individual representation becomes a singular character study – a very specific situation of observation. Schager’s heads are always captured in a movement of transparency between inside and outside; they fix a specific moment in the sense of an open-ended filmic experience. The possibilities of freely flowing design on the computer are concentrated into a painterly snapshot, while the photographic moment is expanded into a longer-term typologization. While there is a reference to the artistic traditions of gestural painting and graphics, or even overpainting, which are oriented to the expression of a moment, these are not simply translated into technically determined form of arrangements – instead, Herbert Schager’s computer graphics seek a poetry of images that is entirely their own. The artistic work on the computer does not simulate other experiences of images here, but rather combines its own creative possibilities into a new experience of images. This is characterized primarily by a blurred layering of different levels of color. Yet the way in which Schager uses these layerings that are typical for the computer is not limited to surface phenomena, but rather strives to attain spaces of painterly depth and to allow concentrations of energy to emerge as spatial image experiences.

In this way, the photographic representation of a human head approaches the experience of a „character head“, in other words a complex, superordinated categorical definition. The artistic objective is not an individual portrait, but rather the create of a picture situation, in which observers may bring their own heads into the representation as well.

Peter Assmann

„Charakterköpfe“ – zu den neuen Arbeiten von Herbert Schager

Seine Auseinandersetzung mit den künstlerischen Möglichkeiten des Computers startete Herbert Schager gleich zu Beginn jener Zeit, als dieser Apparat erstmals in das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit vorgedrungen war. Der gestalterische Umgang des Künstlers mit dem Computer, der seither den absoluten Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit einnimmt, ist vor allem von Vielseitigkeit geprägt; filmische Animationen entstehen hier ebenso wie Computergrafiken oder Internetprojekte.

Für die Ausstellung in der Galerie im Stifterhaus hat sich Herbert Schager ganz auf ein Thema konzentriert, das ihn ebenfalls bereits seit langer Zeit beschäftigt und schon eine Fülle von Material entstehen ließ. Die nunmehr gleichsam „ausgearbeitete“ Bildreihe von Kopfdarstellungen, die vom Künstler als Portraits betitelt werden, vermitteln zunächst eine absolute Vielfalt der gestalterischen Möglichkeiten. Das durchgehende inhaltliche Thema der menschlichen Kopfdarstellung ist niemals repetitiv bearbeitet, sondern jede einzelne Darstellung wird zu einer singulären „Charakterstudie“ – einer ganz spezifischen Betrachtungssituation. Schagers Köpfe sind immer festgehalten in einer Transparenzbewegung zwischen innen und außen; sie fixieren einen Moment im Sinne eines offenen filmischen Erlebens. Die Möglichkeiten des freien Gestaltungsflusses am Computer werden zu malerischen Momentaufnahmen konzentriert, zugleich das fotografische Moment des Augenblicks erweitert zu einer längerfristigen Typologisierung. Künstlerische Traditionen einer gestischen, auf den momentanen Ausdruck hin ausgerichteten Malerei und Graphik bzw. von Übermalungen werden zwar aufgegriffen, nicht jedoch einfach in eine technisch geprägte Gestaltungsform übersetzt – vielmehr suchen die Computergrafiken von Herbert Schager ihre völlig eigenständige Bildpoesie. Die künstlerische Arbeit am Computer simuliert hier nicht andere Bilderfahrungen, sondern verbindet eigene Gestaltungsmöglichkeiten zu einer neuen Bilderfahrung, die vor allem durch einen verschleifenden Schichtenaufbau verschiedenster Farbebenen gekennzeichnet ist. Schagers Umgang mit diesen computertypisch Schichtungsebenen beschränkt sich allerdings nicht auf Oberflächenphänomene, sondern bemüht sich sehr dezidiert um malerische Tiefenräume sowie darum, energetische Ballungen als räumliche Bilderfahrungen entstehen lassen.

Die fotografische Darstellung eines menschlichen Kopfes wird solchermaßen zur Annäherung an die Erfahrung eines „Charakterkopfes“, also einer komplex übergeordneten Zuordnungsbestimmung, geführt. Nicht das individuelle Porträt ist das künstlerische Ziel, sondern die Gestaltung einer Bildsituatiuon, die auch den Betrachter mit seinem eigenen „Kopf“ in die Darstellung mit eindringen läßt.

Peter Assmann