50 Blätter nach der ECCE-HOMO-Mappe von GEORGE GROSZ
Liebe, Eros, Brutalität, das Suchen nach einem Konzept, die Umwelt zu verdeutlichen, etwas, das alle 4 Künstler sehr wesentlich bewegt, scheint gerade bei Herbert Schager von einer eminenten Bedeutung zu sein. Von den 4 Künstlern ist er wohl der eindeutigste und in seiner Direktheit auch offenste. Schagers Bildwelt gliedert sich in jene der Frau und in die des Mannes. Ganz offen, ganz klar. Dem Betrachter wird das Beziehungsproblem, Mensch – Umwelt, allerdings auch Mensch – Mensch besonders eindringlich vorgeführt. Schager setzt dazu die Farben, die Linien, die die Figuren konturieren, ganz bewußt und mit einer gewissen Brutalität ein. Das Sensible des Strichs wird vorderhand ausgespart, ist kein Prinzip der Darstellung. Dem Künstler geht es um die eindeutige Offenlegung des Problems, wie er es verstanden wissen will. Die Figuren sind ausdrucksstark mit Gefühlsdispositionen fast überladen, werden zu Masken, demaskieren sich aber in ihren Handlungsabläufen und stehen zueinander, als würden sie aufeinander losgehen in ihrer Not, Angst und Zustandsgebundenheit. Die Figuren, die Köpfe, die Bewegungen, der Ausdruck, der den dargestellten Bildwelten anhaftet, sind von äußerster Gebundenheit an Zuständen, die ihre Ursachen haben. Besonders herausgestrichen werden die Geschlechtspartien der Menschen: Angstträume – oder doch eine Realität, wie sie allgemein gerne verdrängt wird. Die Realität heißt bei Schager brutale Konfrontation mit dem Leben. Der Mensch, der von 1000 Augen beobachtet wird, im Hintergund eine nackte Frau, die dem Geschehen zuschaut. Plötzlich fliegen Würfel durch die Luft. Der Mensch verspielt sich gerade. Es können zu den Bildern von Schager Geschichten gefunden werden. Im Gegensatz zur allgemeinen „neuen Malerei“, wie sie vielfach in ihrer Expressivität und in ihrem Aus-dem-Bauch-herauskommen definiert wird, malt Schager vielfach Psychogramme – so kann dies aus den Bildern herausgelesen werden. Auch wenn er, ähnlich wie Brehm, und man soll die Querverbindung nicht gänzlich übersehen, Symbole setzt, die aus dem täglichen Leben kommen, so setzt er sie aus dem Drang heraus, über die Geschichte hinaus, die er zeichnet, zu formulieren. Dabei geht es ihm genausowenig um eine exakte Definition von diesem „einen“ Menschen, sondern um die Feststellung eines bestimmten Zustandes. Meist sind die Figuren, ob männlich oder weiblich, ihrer Umhüllung entblößt. Nichts ist nackter als ein nachter Mensch, nichts ist offener als dieser, keine Geschichte im Bild könnte direkter erzählt werden. Und dies ist ein Ansatz, auf den sich der Betrachter bei den Bildern von Schager sofort einstellen müßte. Manche Darstellungen scheinen peinlich, scheinen zu offenkundig. Es fragt sich also, was noch dahintersteckt. Das „Zustandsgebundene“ des Künstlers tritt bei diesen Arbeiten besonders in den Vordergrund. Es sind sehr bewegte Bilder, nichts, was stillstehen würde, nichts, was zur Beschaulichkeit animieren könnte. Die Existenzgebundenheit, nämlich die des Künstlers selber, wird anschaulich und sogar demonstrativ. Schager tritt als Maler auf. Er nimmt eine Position ein, die über den distanzierenden Rahmen heraustritt und mit der Hand nach den Menschen greift, die ihn betreffen. Die Bildnisse sind vielfach kindlich – ganz bewußt -, weil sie direkt vom Kopf kommen und keinen intellektuellen Umweg hinter sich haben. Interpretiert man dazu die Farben, die in den Bildern die wesentliche Dominanz erreichen, dann ist dies das Rot, das Inhalt wie Form signalisiert. Die Farbe wird zusätzlich zum Aggressor, zum Veräußern von Inhalten. Sie wird nicht spezifisch eingesetzt, sondern konturiert das gesamte Bildgeschehen. Das Rot neutralisiert jede andere Farbe, entmachtet und behauptet sich als Blickfang. Im Kontrast zum Schwarz wird das Rot manchmal sogar übermächtig und unterstreicht einmal mehr das Anliegen des Künstlers, Bilder der totalen Konfrontation zu malen.