Herbert Schager ist ein vielseitiger, in mehreren Disziplinen agierender Künstler, der die weitgehend etablierte Videoästhetik ignoriert und so zu einer eigenständigen Bildsprache in diesem Medium findet, indem er die Ideen von Malerei, Grafik, Film und Montage mit den Techniken von Video und Computer verbindet. Mit dieser Arbeitsweise verschiebt er die Grenzen der akzeptierten Formkriterien, die meist als isolierte, voneinander verschiedenen Medien angesehen werden. Inhaltlich reflektieren Schagers Videos sein Interesse an der aktuellen “hard core” Musik, an den Arbeiten von Jeff Koons und Frank Zappa ebenso wie an ungebundenen, expressiven Lebenshaltungen. Seinen Weg verfolgt er eher instinktiv, und, obwohl er behauptet, nicht zu wissen, was ein Künstler sei, ist sein Habitus eindeutig der eines traditionellen bildenden Künstlers: spontan, intuitiv, kompromißlos, unbekümmert ob der Akzeptanz und Anzahl seines Publikums.
Schagers Medienarbeit, die nur peripher als Videokunst bezeichnet werden kann, entsteht hauptsächlich mit einem Amiga Computer, vornehmlich generiert er trickfilm- und clipartige Bilder im Zusammenhang mit Musik. Nach vielen Jahren Erfahrung mit Super-8-Filmen konzentriert er sich seit einiger Zeit auf die körnige, rauhe Bildästhetik des Amiga und distanziert sich damit von der perfektionistischen, glatten Ästhetik des industriellen TV-Standards. Ganz eindeutig ist er mehr am Inhalt, als an einem sich professionell gebenden Produkt interessiert.
In all seinen Arbeiten zeigt sich eine intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kultur und Politik, sie handeln von menschlichen Lebensumständen, Sexualität, Armut und gewalttätigen, manchmal grotesken Aspekten des Lebens. Aufgrund seiner Themen und der ungeschönten Unmittelbarkeit, wird sein Werk oft als schwer, aggressiv und unbequem bezeichnet. Was ihn eigentlich überrascht, weil er viele seiner Themen in den TV-Nachrichten findet und aktuelle Geschehnisse in einen künstlerischen Kontext transformiert.
Seit seinen ersten Videoarbeiten “Feuersturm” und “Eat Your Heart Out” arbeitet Schager mit Linzer Musikern (Wolfgang Dorninger, “Krüppelschlag”, Sam Auinger) zusammen. Musik und Lyrik wird übersetzt in Feuerbilder, Überblendungen, Wiederholungen von Sequenzen mit Knochen und sexuellen Handlungen. In “Medienhagel” (Auf der Flucht), ein Kurzvideo aus dem Jahr 1992, wird die Computertechnik für die Multiplikation von Bildern eingesetzt und mit den Aufnahmen eines brennenden Films verschmolzen. Am Video “Ohne Titel” arbeitete Schager von 1998 bis 1992, wobei die Bildinhalte und Auingers Trommelmusik immer wieder neu kombiniert und formal weiterentwickelt wurden. Die Arbeit vermischt Bildeindrücke exotischer Herkunft (vorwiegend aus dem Fernsehprogramm) mit Malerei, Computergrafik und Performance-Sequenzen. Ein Werk mit schon epischem Charakter, das auf die einzigartigen Möglichkeiten verweist, die das neue Medium Künstlern an die Hand gibt, um einen eigenen Stil und zeitgemäße Ausdrucksformen zu entwickeln.