Synthese von Computer- und Textilkunst

Das Künstlerpaar Schager
von Stephanie Haslinger-Schulz

Neue Medien wie Film und Photographie haben neue Kunstrichtungen bzw. -möglichkeiten geschaffen, die uns zwingen, den traditionellen Kunstbegriff zu erweitern. Eine einzigartige Verbindung zwischen moderner Computertechnik und herkömmlicher Webkunst, ist dem Linzer Künstlerpaar Helga und Herbert Schager gelungen.
Sie, Helga Schager, hatte 1984 mit dem Diplom bei Prof. Riedl/Linz, die Meisterklasse für Textiles Gestalten abgeschlossen. Er, Herbert Schager, besuchte zwei Jahre die Meisterklasse für Schrift- und Buchgestaltung, bevor er zu Prof. Buchegger wechselte, um die Meisterklasse für Gebrauchsgrafik mit dem Diplom zu beenden. Herbert findet in seiner Arbeit am Computer genau das, was seinem Wesen entspricht: er gibt ein Foto ins Programm ein oder malt mittels Computer ein Bild, das er dann überarbeitet und verändert.
Bisher fand er jedoch noch keine befriedigende Möglichkeit, die Bildschirmbilder greifbar zu machen, denn die Ab-fotographie oder der Ausdruck kann die Brillanz des Bildschirmbildes nicht wiedergeben. So sind die Bilder zwar gespeichert, jedoch nicht greifbar, sondern nur mittels Computertechnologie sichtbar.
Neben der Computergrafik ist Herbert Schager aber auch im Bereich Zeichnen/Malen, Experimentalfilm (Super-8), Photographie, Seriegraphie, Video (Filme von Dietmar Brehm haben ihn zu dieser Arbeit inspiriert), Covergestaltung (Plattencover für 7 INCH 12 und Red Lorry Yellow Lorry) sowie Computeranimationen künstlerisch tätig.
In seinen Arbeiten ist immer wieder das Gesicht das zentrale Thema: bemalt, geschminkt, als Maske oder durch Verfremdungseffekte fratzenhaft verzerrt (erinnert sei an die Avantgarde-Filme im Linzer Moviemento im März 1991). Mit ungeschliffener und bisweilen aggressiver Bildsprache appelliert er an die Gesellschaft, deckt die geheimen Begierden, die hemmungslose Lebensgier und den brutalen Egoismus auf (wie in der Ausstellung in der Kleinen Galerie Linz/1984). Der Sarkasmus wechselt jedoch immer wieder mit unschuldiger Kindlichkeit ab (wo die Malerei ins Naive tendiert) und nimmt somit dem Negativen die Kraft.

Helga hingegen arbeitet mit meditativer Kraft an ihren Teppichen. Es kann schon Wochen und Monate dauern, bis ein Kunstwerk fertig ist. Der Entwurf entsteht emotional und spontan mittels Computertechnik, was durch die Aufrastung der Pixel dem Original sehr entgegenkommt. Die Umsetzung hingegen ist ein rational-geistiger Vorgang , wobei die Textur, die Kombination verschiedener Techniken und Materialien als Ausdrucks- und Gestaltungsmittel dienen. Jeder Teppich wurde zuvor entworfen, doch nicht jeder Entwurf muß zu einem Teppich umgesetzt werden, wie die Ausstellung in der Hypogalerie in Linz zeigte: neben den Bildteppichen waren Computergrafiken ausgestellt, die eine durch den Computerraster bedingte, frappierende Ähnlichkeit zu der Webtextur zeigten. Hier, wie sie selbst sagt, „kann ich meine Spontanität ausleben, ein Gegengewicht zu dem langdauernden Webprozeß bilden.“
Die Darstellung von Menschen und Menschengruppen ist in den letzten Jahren reduzierter geworden, ein Bezug zur südamerikanischen Mythologie liegt auf der Hand (obschon sich Helga dem afrikanischen Kulturkreis mehr hingezogen fühlt). Die Teppiche sind „Endprodukte“, die keiner weiteren Veränderung mehr unterliegen, die eingespeicherten Entwürfe können – verändert – zu gegebener Zeit wieder umgesetzt werden. Mag sein, daß sich die einfachen und archetypischen Zeichen und Formelemente zyklenhaft in weiteren Bildteppichen wiederfinden, oder die Themen – wie Weltgeschehen, Sexualität, Familie – neu und auf andere Weise bearbeitet werden. Dennoch sind die Teppiche greifbar. Gegensätze ziehen sich eben an.
Helga macht Ausstellungen, Herbert fragt sich, ob Ausstellungen überhaupt noch zeitgemäß sein können. Er würde lieber in Form von kurzen, spontanen Aktionen an die Öffentlichkeit treten.